03
Mai 2009

BILD schummelt – und verliert trotzdem (2. Update!)

Themen: Film, TV & Presse, Neues |

Es ist ein guter Tag, um die Frage zu stellen, ob die BILD-Zeitung als Meinungsmedium nicht überschätzt wird. Beruht ein großer Teil ihres Einflusses gar nicht auf der tatsächlichen Möglichkeit, breite Bevölkerungsschichten mit Halbwahrheiten und Zuspitzungen zu mobilisieren – sondern nur auf unserem Glauben, dass dem so ist? Kultiviert die BILD ein Image als Leitmedium, das gar nicht zu halten ist?

Als Vorbereitung bietet es sich an, diesen Artikel bei “BILDblog für alle” zu lesen. Er zeigt schön deutlich, dass BILD sich mitunter parteiisch und mit zumindest unschönen Mitteln in politische Diskussionen einmischt. In beiden genannten Fällen (Tempelhof, Pro Reli) hat die Springer-Presse allerdings verloren. Es fällt auf, wie dreist BILD diese Tatsache in Layout und Schriftgröße wegzudrücken versucht. Man ist von sich selbst begeistert, die Niederlage ist eine ärgerliche Nebensächlichkeit.

2002 hatte BILD versucht, die eigens aufgebaute Kandidatin Isabel Soares beim Grand Prix durchzudrücken (“Heute wirst du ein Star!”). Doch alle Jubelartikel überzeugten die Zuschauer nicht – sechster Platz (“es hat leider nicht ganz gereicht”). Eine herbe Enttäuschung – wenn man sich nicht mal mehr auf die eigenen Leser verlassen kann…

Gestern Abend war es wieder mal so weit: entgegen der BILD-Vorgaben wählten die Zuschauer von DSDS Annemarie Eilfeld noch vor dem Finale aus der Sendung. Ein schwerer Schlag für BILD, denn man hatte sich früh entschieden, die blonde Sängerin zur Favoritin zu machen, und mit der geballten Power der größten Boulevard-Zeitung Deutschlands auch durchzusetzen. Kein Wunder: Annemarie ließ sich hemmungslos und haarklein für BILD ausschlachten, wie es kaum eine andere Kandidatin vorher getan hatte. Es sollte eine Allianz zum beiderseitigen Vorteil sein.

Die DSDS-Seite der BILD wurde in den letzten Wochen faktisch zu einer Annemarie-Seite umgebaut:

annemarie

Hierbei griff BILD sogar zu einem unredlichen – und wie ich finde: rechtlich fragwürdigen – Mittel: man lockte Anrufer für Annemarie mit einem möglichen 10.000 Euro-Gewinn. Wie indiskutabel eine solche Manipulation ist, kann man leicht erkennen, wenn man den Gedanken auf die Politik überträgt: was wäre, wenn BILD zur nächsten Bundestagswahl unter allen Wählern von Angela Merkel eine Million Euro verlost?

Aber wie gesagt: es hat nicht geholfen. Annemarie ist raus. Geld und (viele) gute Worte haben nicht geholfen. Zuerst zeigte die BILD-Webseite erwartungsgemäß eine Grafik, die von Annemaries toller Geburtstags-Party berichtet, und den Rauswurf in eine kleine Unterzeile verbannt.

Mittlerweile ist BILD angemessen fassungslos:

annemarie2

Damit ist wohl eher gemeint: Warum waren die Zuschauer zu gemein zur BILD?

Nun könnte mich wenig weniger scheren als das Ergebnis von DSDS. Aber nach dem Tempelhof-Debakel und der Pro Reli-Niederlage wäre es vielleicht angebracht, statt über die behauptete mal über die tatsächliche Macht der BILD-Zeitung zu diskutieren.

Update Montag: Die Realitätsverweigerung der BILD nimmt immer bizarrere Formen an:

annemarie3

Ich denke, bei der nächsten DSDS-Staffel wäre es vernünftiger, auf die Telefon-Wahl zu verzichten, und den “wahren Sieger” gleich von BILD ausrufen zu lassen. Man erspart sich so vielleicht hässliche Brüche zwischen Schein und Sein…

UPDATE: Interessanter Twist – nicht BILD lässt Annemarie fallen, sondern Annemarie die BILD.



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Stephan
Stephan
3. Mai, 2009 14:46

Mit einem leichten Seitenschwenk sei allerdings angemerkt, daß die ganze ProReli-Geschichte in Berlin überaus unappetitlich geführt wurde und sich insbesondere Wowereit als eine der degoutantesten Figuren der deutschen Politik gezeigt hat.

@Torsten
Mir ist die BILD eigentlich noch nie als besondere “Meinungsführerin” aufgefallen – wo war sie das denn? Ich hatte eher das Gefühl, die werfen sich immer auf den stärksten Wagen auf und fahren mit bis er lahmt.

Wortvogel
Wortvogel
3. Mai, 2009 14:56

@ Stephan: Wie schon bei der “Wolverine”-Diskussion wundert mich die Schlampigkeit deiner Argumentation – da bin ich von dir weit mehr gewohnt 😉

Zur Pro Reli-Sache: Da haust du einfach eine Behauptung raus, ohne Fakten, ohne wenigstens EINEN Link. Belege? Wie ich zur Sache stehe, dürfte sowieso klar sein.

Es geht nicht um die Frage, ob sich die BILD als Leitmedium bezeichnet, sondern ob sie als solches betrachtet wird (siehe Gerhard Schröder, der zum Regieren angeblich nur “BILD, Bams und Glotze” brauchte). Und gerade die hier gebrachten Beispiele belegen ja sehr schön, dass BILD nicht (z.B. nach Meinungsumfragen) auf den populärsten Zug aufspringt, sondern gerne mal versucht, Volkes Meinung in die ihr genehme Richtung zu drehen.

http://www.heise.de/tp/r4/artikel/23/23856/1.html

Es ist offensichtlich, dass BILD Wohlverhalten von Promis (Bohlen, Cora Schumacher, Giulia Siegel, Söder) belohnt, mangelnde Kooperationsbereitschaft in bisweilen perfider Weise abstraft (Seehofer, Roche, Raab).

Weil ich gerade dir zutraue, das durchaus zu verstehen, muss ich ideologische Scheuklappen unterstellen.

Stephan
Stephan
3. Mai, 2009 15:17

@Torsten
Sorry, ich war seit Mittwoch auf Dauergas, ich fürchte das Niederschreiben klarer Argumentationsstränge wird mich noch bis Dienstag überfordern 😉

Bei der ProReli-Geschichte stehe ich tatsächlich im anderen Lager, die Geschichte mit Wowereit bezog sich hauptsächlich auf

a) den Termin den Abstimmung – die Stadtregierung hat sich mit Händen und Füßen gewehrt, diese mit der Europawahl zusammenzulegen. In Angst vor einer ausreichenden Wahlbeteiligung.

und

b)
auf sein Verhalten nach der Abstimmung.
http://www.welt.de/politik/article3631909/Wowereit-laesst-es-im-Sieg-an-Groesse-vermissen.html

und diverse andere Berichte lassen mich schaudern, was uns blüht wenn dieser nette Onkel 2013 in einer Koalition mit den Kommunisten Kanzler werden sollte.
Der Springerverlag hat sich sicherlich nicht durch ausgewogene Berichterstattung und Fairness ausgezeichnet, da gehen wir völlig d’accord. Aber das erwarte ich von einem Unternehmen auch nicht – von einer Landesregierung bis zu einem gewissen Grad schon.

Die Frage zur BILD war im übrigen ernst gemeint – mir war sie noch nie als große Meinungsführerin aufgefallen, sondern tatsächlich eher als Mitläufer. Das mag aber auch daran liegen, daß sich mein Interesse für den Boulevardjournalismus im täglich-gelangweilten Klick auf bild.de erschöpft.

Im Winter hoffen wir Diekmann für einen Vortrag gewinnen zu können – vielleicht schaust Du ja vorbei, das könnte lustig werden 😉

Wortvogel
Wortvogel
3. Mai, 2009 15:28

@ Stephan: Bon – aber da wird kein Schuh draus.

Die Pro Reli-Abstimmung muss auf eigenen Füßen stehen können, da stimme ich Wowereit zu. Die Leute über eine andere Wahl ins Wahllokal zu locken, um so die notwendige Mindest-Stimmzahl zu garantieren, ist unredlich.

Außerdem ist es ein Non-Argument: Auch die abgegebenen Stimmen sprachen sich in der Mehrheit GEGEN Pro Reli aus.

Für Wowereits angeblich uncooles Verhalten ein ANDERES Springer-Blatt zu zitieren, sollte dir selbst als zu durchsichtig erscheinen. BILD lieferte die Kampagne, WELT die gewünschte politische Analyse.

Stress dich nicht, ich will ja nur spielen 😉

Baumi
3. Mai, 2009 15:40

Naja, der “WELT”-Artikel betreibt m.E. aber auch gezielte Meinungsmache. (Kein Wunder, ist ja auch aus dem Hause Springer.) Ich wage z.B. einfach mal zu bezweifeln, dass die Autoren wirklich wissen, was Wowereits Berater ihm direkt vor irgendwelchen TV-Auftritten gesagt haben.

Auch ansonsten dominieren jede Menge unbelegter Behauptungen und mangels Quellenangaben schwer nachprüfbare persönliche Interpretationen.

Und wieso ist es schlimm, wenn Momper in einem Café ist, dass Treffpunkt des Humanistischen Verbandes ist? Auch Politiker genießen Religionsfreiheit und dürfen sogar Atheisten sein, wenn sie wollen, und sich erst recht mit ihnen treffen.

Schon lustig: Einerseits wird Politikern vorgeworfen, ihr Fähnchen nach dem Wind zu hängen und sich um klare Positionen zu drücken, aber wenn sie dann klare Positionen einnehmen, wird ihnen das auch verübelt.

Zu Deiner Beruhigung: Eine Rot-Rote Bundesregierung im Jahr 2013 ist bei der momentanen politischen Lage m.E. eine komplett abwegige Idee.

Stephan
Stephan
3. Mai, 2009 16:04

Der komplette Welt-Artikel ist erstunken und erlogen, weil er aus dem bösen Hause Springer kommt? Sorry, Torsten – das ist billig.

Die Abstimmung in einem auf Aufwasch mit der Europawahl abzuhalten wäre ganz und gar nicht unredlich gewesen – sondern ein ganz normaler Vorgang. Der rot-rote Senat hat das aus Angst vor einer Niederlage verhindert (was, wie Du richtig schreibst, unnötig war, Berlin ist ja anscheinend für das christliche Abendland verloren 😉 ). Ganz nebenbei hätte sich das Land eine ganze Stange Geld gespart – gerade bei “arm aber sexy”-Berlin ist das der eigentliche Skandal.

@Baumi
Klare Positionen werden niemandem verübelt. Nur die falschen (also alle außer meinen).

Wortvogel
Wortvogel
3. Mai, 2009 16:10

@ Stephan: Ich habe den WELT-Artikel nicht als erstunken und erlogen bezeichnet (bitte korrekt bleiben!), sondern als tendenziös. Und das lässt sich doch wohl kaum bestreiten.

Da sich nicht jede Volkabstimmung an eine andere Wahl koppeln lässt (zumal ihre Beteiligung dann ja auch am Interesse DIESER Wahl hinge), muss die Norm sein, dass Volksabstimmungen für sich selbst stehen. Und ein guter Gradmesser der Relevanz für die Bevölkerung ist dann eben schon die Beteiligung.

Im Übrigen finde ich Wowereits Reaktion verständlich und akzeptabel: nach dem Trommelfeuer der Springer-Presse hat er das Recht zur Genugtuung, dass die Berliner am Ende pragmatisch und mit gesundem Menschenverstand abgestimmt haben.

Soweit ich das verstehe, ist Religionsunterricht in Berlin auch weiterhin nicht verboten – er darf nur den Ethik-Unterricht nicht ersetzen. Als Atheist könnte ich mir kein besseres Ergebnis wünschen. Ethik-Unterricht vermittelt Werte, ohne sie an eine Religion zu klammern.

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
3. Mai, 2009 17:03

Da sagte einer mal es gäbe Regeln und an die solle man sich halten.

Bitte die Schreiberlingrichtlinien der Axel Springer Verlags AG und hier im speziellen die der “BILD” lesen. Dann einen Blick auf die Berichterstattung derletzten 6 Monate, 6 Jahre, 60 Jahre werfen und dann noch mal nach denken.

Ich gebe zu, dass sich die Redaktion in der Figur eines Kai Dieckmanns gerne als Leitmedium der deutschen Kultur sehen will und diesen Anspruch zu mindest nach innen aufrecht erhalten möchte.
Als das deutsche Medium das am meisten zietiert wird in der Welt, ist eine gewisse mediale Macht sicherlich gegeben.
Zum Glück ist aber diese Macht im Schwinden begriffen, da es ja inzwischen mehrere Massenmedien gibt, aus dem sich der geneigte Leser bedienen kann. Somit ist zumindest die quasimonopolstellung der “BILD” gebrochen. Dem Internet sei Dank.

Also noch mal zum Anfang. BILD hält sich nicht an die Regeln der jounalistischen Zunft, somit sei es auch jedem anderem erlaubt sich nicht an die Regeln zu halten. Auge um Auge, Zahn um Zahn. Denn wer immer nur die andere Backe hinhält, wird irgendwann zahnlos dastehen.

Es sei nur darauf hingewiesen, dass die Verfehlungen der BILD überdurchschnittlich sind. Selbst in den Augen der Standeseinrichtung “Deutscher Presserat”.
Gerichte können dir diese Verfehlungen mehr als nur einmal bestätigen.
Also lieber Stephan, schön die Füsse still halten. Sonst bildetet die BILD noch eine ganz andere Meinung als die deine.

In diesem Sinne.

PS: Ich danke dem Bildblog für seine journalistische Aufarbeitung der Akte BILD und für seine ungebrochenen Aktivitäten der Dummheit in den Medien entgegen zu stehen.

Tobias
Tobias
3. Mai, 2009 17:24

Gerade weil Bild merkt, dass sie immer weniger mobilisieren können, versucht man krampfhaft und mit hoher Frequenz auf die Kacke zu hauen.

Bild erreicht immer weniger Menschen. Die jungen wandern ins Internet ab oder schauen Punkt 12 und die die sich die Bild noch jeden Morgen kaufen, sind in der Gesellschaft marginalisiert und nehmen am demokratischen Prozess kaum noch teil, selbst wenn es nur darum geht Annemarie zu wählen.

Mit Genugtuung nehme ich war, dass es der Bildzeitung nun genauso geht wie den 68ern. Groß Revolution schreien (wenn auch diesmal konservativ, und xenophob) aber leider will das Proletariat nur fernsehen oder glaubt das es eh nichts bringt.

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
3. Mai, 2009 18:50

Als Beispiel sei hier die letzte Fussball-WM in Deutschland genannt. Hier wurde zum erstenmal recht deutlich, dass BILD den Massen hinterher rennt und dennoch nichts gebacken bekam.
Es war schon recht traurig wie sich Europas größte Tageszeitung sich zum Affen machte um als Leithammel vorschreiten zu können. Zum Glück werden Hammel in Döner verarbeitet und der wurde bei der WM reichlich gegessen.

Dieter
Dieter
3. Mai, 2009 19:16

Ich habe ProReli nicht verfolgt und kann deshalb nicht sagen, was eigentlich genau gewollt war. Ethikunterricht sollte dem Religionsunterricht gleichgestellt und eine gleichwertige Wahlmöglichkeit sein.

Das Einzige, was ich mitbekommen habe, ist ein recht ausführliches Interview mit Bischof Huber, in dem er die Niederlage der Initiative unumwunden als schmerzhaft aber tatsächlich unwidersprechbar anerkannt hat; von ihm gab es keinerlei Bemerkung über irgendeinen falschen Termin oder soetwas.

Das finde ich bemerkenswert.

PabloD
PabloD
3. Mai, 2009 20:39

Ergänzung: auch die Fernsehzeitschrift SuperTV, die sich aus unerklärlichen Gründen seit Jahren in unserem Haushalt eingenistet hat, fährt seit Wochen eine Kampagne pro Annemarie. Einziger Grund: sie stammt aus Dessau und hält damit die ostdeutsche Fahne im bösen Westwind aufrecht hoch. Für das Blatt ist das natürlich eine Riesensache, denn die letzten Staffeln DSDS wurden mit Berichten wie “Warum haben es Ostdeutsche Sänger so schwer im Fernsehen” oder “Hat Bohlen was gegen Ossis?” begleitet. Man braucht also kein Prophet zu sein, um den nächsten “Jetzt erst Recht!”-Artikel vorherzusagen.

Ausgabe von dieser Woche:
http://img79.imageshack.us/img79/6550/pict1543.jpg

Wortvogel
Wortvogel
3. Mai, 2009 20:42

@ PabloD: Interessant allemal, dass SuperTV vom Westen lanciert und publiziert wird – und erst vor einiger Zeit wieder bewusst den Schwenk zu Ost-Themen vollzogen hat. Hier wird eine Zielgruppe mit Pseudo-Heimatstolz abgefüttert.

Sehr schön in deinem Beispiel auf die bösartig-falsche Übersetzung von Bitch als Hure (Miststück reichte wohl nicht). Aber seit wann können die Ossis englisch?!

PabloD
PabloD
3. Mai, 2009 20:57

Können sie auch nicht, jedenfalls nicht die aus der Zielgruppe dieser Herzschmerzgeschichten (wie im übrigen wohl auch die westdeutschen Stadl-Zuschauer mit ihren Englischkenntnissen aus den 50er Jahren nicht wissen würden, was eine Bitch bezeichnet). Deshalb kann man ja mit (wissentlich?) falschen Übersetzungen so schön auf die Tränendrüse drücken. Jedem anderen rollen sich angesichts dieser Plattheiten allerdings die Fußnägel hoch.

Baumi
3. Mai, 2009 22:10

Naja, wenn man Erbsenzähler sein will, ist “Hure” tatsächlich eine *mögliche* Übersetzung von “bitch” – allerdings natürlich eine in diesem Zusammenhang komplett verfehlte, da der Ausdruck im Deutschen Sprachgebrauch i.d.R nicht mit dieser Konnotation verwendet wird.

(Ähnlich daneben lag übrigens der deutsche Übersetzer von John Irvings “Hotel New Hampshire”, als er jedes “fucking” mit “verfickt” statt “verdammt” oder “scheiß-” übersetzte – so klingen Frannys Auslassungen im deutschen viel krasser als im Original.)

bloedfish
bloedfish
4. Mai, 2009 02:25

Bin ich nur müde, oder ist der letzte Absatz echt “anstrengend” zu lesen?

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
4. Mai, 2009 08:28

Zum Thema “bitch” bitte hier schauen —>

http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed&sectHdr=on&spellToler=on&chinese=both&pinyin=diacritic&search=bitch&relink=on

Jeder kann sich jetzt heraussuchen was er will und meint was passend ist.

Stephan
Stephan
4. Mai, 2009 11:53

@Grinsi
Danke, meine Meinung braucht die Bild nicht zu bilden, das schaffe ich ganz gut. Und wenn sich ihre Meinungsbildung auf die Fußball-WM und DSDS beschränkt, ist mir nicht wirklich bange um unsere Gesellschaft. Der Vorschlag, daß wir uns nach der tollen WM jetzt alle duzen sollten war doch eigentlich ganz putzig 😉

@Torsten
Natürlich ist der WELT-Artikel tendenziös, aber auch wenn ich persönlich nur die angesprochenen Fakten interpretiere komme ich zum gleichen Ergebnis. Das ist dann aber wohl eher unserer unterschiedlichen Meinung zum Thema geschuldet.

Die Gegner der Initiative haben aus dieser (eigentlich belanglosen) schulpolitischen Debatte einen Kulturkampf gemacht. Damit waren sie erfolgreich. Womit für mich wieder belegt wäre, warum ich Berlin so überhaupt nichts abgewinnen kann.

Nur nochmal zum Verständnis:
Es ging nie darum, den Ethikunterricht abzuschaffen (den gab es in meiner Schulzeit in Bayern ja auch bereits), sondern Religionsunterricht als gleichwertige Alternative zu etbalieren (mit Entscheidungsbefugnis der Eltern und später des Schülers). Mir ist immer noch nicht klar, wie man das guten Gewissens ablehnen kann, wenn nicht aus ideologischen, zutiefst kirchenfeindlichen Motiven.

Aiv
Aiv
4. Mai, 2009 12:02

“Es ging nie darum, den Ethikunterricht abzuschaffen (den gab es in meiner Schulzeit in Bayern ja auch bereits), sondern Religionsunterricht als gleichwertige Alternative zu etbalieren (mit Entscheidungsbefugnis der Eltern und später des Schülers). Mir ist immer noch nicht klar, wie man das guten Gewissens ablehnen kann, wenn nicht aus ideologischen, zutiefst kirchenfeindlichen Motiven.”

Ich habe es geschafft, in Berlin 8 Jahre lang den evangelischen Religionsunterricht zu besuchen, ohne dass es Pflichtfach war. Jedoch finde ich einen religionsunabhängigen Ethikunterricht sinnvoll, da man dort einen relativ objektiven Blick auf alle religiösen / ethnischen Gruppen geboten bekommt.
In welchem Religionsunterricht kann man direkt mit Mitgliedern anderer Religionen diskutieren? Das ist der Sinn dieser Sache. Interkultureller Austausch. Das ist nicht möglich, wenn jeder in seinem eigenen Religionsunterricht sitzt und in Ethik nur die Atheisten übrig bleiben. Deshalb ist Gleichberechtigung zwischen Ethik und Religionsunterricht in meinen Augen Quatsch. Das wertet den Religionsunterricht nicht auf sondern Ethik ab.

Wortvogel
Wortvogel
4. Mai, 2009 12:18

Thema Bitch: Ich habe zehn Jahre lang als Übersetzer gearbeitet, und mir ist nicht EINE Stelle untergekommen, bei der “Hure” eine angebrachte Übersetzung von “Bitch” gewesen wäre. Es mag theoretisch möglich sein, ist aber absolut unzeitgemäß und nicht gebräuchlich. Wer “Hure” sagen will, tut das mit “Whore” oder (dämpfend) mit “Slut”.

Wortvogel
Wortvogel
4. Mai, 2009 12:24

@ Stephan

“Es ging nie darum, den Ethikunterricht abzuschaffen (den gab es in meiner Schulzeit in Bayern ja auch bereits), sondern Religionsunterricht als gleichwertige Alternative zu etbalieren (mit Entscheidungsbefugnis der Eltern und später des Schülers). Mir ist immer noch nicht klar, wie man das guten Gewissens ablehnen kann, wenn nicht aus ideologischen, zutiefst kirchenfeindlichen Motiven.”

Das habe ich in der Tat anders verstanden. Pro Reli war darauf aus, Ethik und Religion in eine entweder/oder-Situation zu bringen (was fast schon wieder hübsch meta ist – “wer Religion wählt, verzichtet auf Ethik”). Ich halte es aber für wichtiger, dass Kinder zuerst einmal konfessionsfrei Ethik lernen, und sich bei Wunsch und Bedarf Religion dazu wählen können – wie es jetzt der Fall ist.

Seien wir doch ehrlich: Die von Pro Reli wissen, dass das Interesse am Religionsunterricht in 90 Prozent der Fälle einfach nicht reicht, um sich dafür zusätzliche Stunden auszuhalsen. Die Kids gehen halt lieber in die Fußgängerzone. Genau darum wollten sie der Reli einen Platz an der Sonne freiboxen.

Ich finde das Berliner Modell hervorragend, weil es Ethik zum Pflichtfach macht, aber jedem freistellt, weiterhin konfessionell gebundenen Religionsunterricht zu nehmen. Was daran “zutiefst kirchenfeindlich” ist, erschließt sich mir nicht.

Dieter
Dieter
4. Mai, 2009 12:34

,,Seien wir doch ehrlich: Die von Pro Reli wissen, dass das Interesse am Religionsunterricht in 90 Prozent der Fälle einfach nicht reicht, um sich dafür zusätzliche Stunden auszuhalsen. Die Kids gehen halt lieber in die Fußgängerzone. Genau darum wollten sie der Reli einen Platz an der Sonne freiboxen.”

Das ist wohl eindeutig wahr.

Es wäre für mich die Frage, ob die religiöse Bildung nicht Sache der Kirche wäre. In die Schule gehört nach meiner Auffassung Religion in Form von Religionswissenschaft. Das würde der tatsächlichen Situation mit den vielen in Deutschland etablierten Religionen gerecht werden und böte wohl am ehesten Schutz vor dem Zugriff von Sekten.

Wortvogel
Wortvogel
4. Mai, 2009 12:40

Religionswissenschaft => Ethik

Dieter
Dieter
4. Mai, 2009 13:24

@Wortvogel: Würde ich so nicht sagen. Religionswissenschaft war ein Studienfach, das ich belegt habe (ohne Abschluss, weil ich den Studiengang komplett wechselte). Ethik würde nach meinem Verständnis die Ethik der Philosophie beinhalten, Religionswissenschaft beschäftigt sich mit den Religionen und ihrer Verwandschaft.

Dieter
Dieter
4. Mai, 2009 13:30

@Wortvogel: Nochmal überlegt und jetzt verstanden, was Du meinst. Ziehe meine obige Schlaumeierei hiermit zurück. 😉

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
4. Mai, 2009 18:58

@Wortvogel:
Wie schön es doch ist, dass Sprache nichts statisches ist. In den letzten zehn Jahren haben sich eine Menge Bedeutungen in der deutschen Sprache verändert, eben so in den anglophonen Sprachen. Aber danke für den Hinweis, dass die Bedeutung Hure dir in den letzten zehn Jahren für den Begriff bitch nicht angemessen erschien.

Wortvogel
Wortvogel
4. Mai, 2009 19:01

@ Grinsi: Hast du ein Beispiel, wo es angemessen ist/war?

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
5. Mai, 2009 01:03

Aus den letzten 10 Jahren? Nein. Aber wenn man der Wortbedeutung von “Hure” nachgeht und etwas um die Ecke denkt, dann könnte man bitch sehr wohl mit Hure übersetzen wollen und recht genau des Pudels Kern treffen. Aber das würde des Wortes Interpretation in dieser Zeit nicht mehr gerecht werden, wie du treffsicher festgestellt hast.

btw ich habe den Link nicht kommentliert, sondern nur als eine Möglichkeit für die verschiedenen Möglichekeiten der Übersetzung des Wortes bitch angegeben. Ich persönlich bin bei der negativ besetzten Übersetzung ehr für Hündin oder läufige Hündin zu finden. Eine passende positv formulierte Übersetzung fällt mir aus Altersgründen im Augenblick nicht ein.

Mit dem Wort Hure gehe ich sehr vorsichtig um. Nach 20 Jahre Hamburg St. Pauli ist das auch besser so. Man(n) vergreift sich da sehr gerne mal im Ton.

Peroy
Peroy
5. Mai, 2009 01:58

Ich glaube “Bitch” kann man, so wie es im Deutschen gebräuchlich ist als englischer Begriff, nicht mal mit einem einzigen Wort angemessen übersetzen. Da muss schon ein ganzer Satz hin, weil damit noch auf die Attitüde des jeweiligen Miststücks hingewiesen wird…

GrinsiKleinPo
GrinsiKleinPo
5. Mai, 2009 07:17

@Peroy:
Ah ja. Und welche unterschiedlichen Attitüden verbergen sich so hinter dem Wörtchen bitch deiner Meinung nach? Ich fand die Auswahl bei dict.leo.org schon recht reichhaltig und mehr als ausreichend. Ganz besonders wenn es um die negatifve Besetzung des Wortes geht. Bei der positiven Besetzung gebe ich dir Recht, das könnte auf gewisse Schwierigkeiten treffen, aber wer versteht schon Slang aus den Slums der amerikanischen Großstädte. Die zoologische Bedeutung gefällt mir eigentlich recht gut und in den meisten Fällen auch als recht brauchbare Übersetzung geeignet. Vielleicht nicht mehr zeitgemäß, aber denn noch passend. Steigern kann man das auch noch in Richtung läufige Hündin oder räudige Hündin oder was auch immer. Dumme Töle kommt mir da noch in den Sinn. Also ich brauche da keine ganzen Sätze.

porto
porto
6. Mai, 2009 15:59

Wie würde man das bitch hier übersetzen?
http://unof.files.wordpress.com/2009/02/bitchad.jpg

Gustav
Gustav
6. Mai, 2009 23:04

“Wie indiskutabel eine solche Manipulation ist, kann man leicht erkennen, wenn man den Gedanken auf die Politik überträgt: was wäre, wenn BILD zur nächsten Bundestagswahl unter allen Wählern von Angela Merkel eine Million Euro verlost?”

Aaah… JETZT verstehe ich! Bis gerade hatte ich die Abstimmungsbeeinflussung (um es mal so zu nennen) noch für ethisch vertretbar gehalten, danke fürs Öffnen meiner Augen.
Ob der Vergleich DSDS-Abstimmung / Bundestagswahl vielleicht ein klitzekleines Bisschen hinkt?
(Gerüchten zufolge soll die Geheimheit der Wahlen ja sogar im Grundgesetz verankert sein; abgesehen davon interessiert in 3 Monaten eh niemanden mehr, wer da nun wieder “Superstar” geworden ist.)

Wortvogel
Wortvogel
6. Mai, 2009 23:10

@ Gustav: Wahlbetrug ist für mich eine Frage des Prinzips, nicht der Wichtigkeit der Wahl. Ich wäre auch dagegen, wenn in der Schule bei der Wahl des Klassensprechers geschummelt wird (wenn z.B. der Vater eines Schülers kostenlose Videospiele an die Bratzen verteilt, die seinen Sohn wählen).